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"Wähle das Leben!"

Sun, 11 Oct 2020 09:32:33 +0000 von Sven Grundmann

Liebe Gemeinde, da es heute vormittag mit der Aufnahme des Gottesdienstes leider nicht geklappt hat, stelle ich eine Predigt ein, die thematisch an unseren heutigen Predigttext anschließt. Ich habe sie anlässlich der Bibelwoche im Februar diesen Jahres gehalten.
Ihnen eine gute Woche, bleiben Sie behütet
Ihr Sven Grundmann


Abschluss der Bibelwoche 2020 unter Dtn 30 „Wähle das Leben“

Gnade sei mit euch…

Liebe Gemeinde, hier in der Kirche und zuhause!

„Wer die Wahl hat, hat die Qual!“ Dieses alte Sprichwort bewahrheitet sich in unserer vom Überfluss geprägten Gesellschaft jeden Tag.

So viele Möglichkeiten bieten sich mir täglich, immer wieder muss ich mich entscheiden.

Das fängt schon am Morgen an, wenn ich Brötchen hole: Mohn-, Sesam- und Dinkel- oder doch lieber Laugen, Roggen – und Milchbrötchen?

„Wer die Wahl hat, hat die Qual.“ Und das geht zuhause ja gleich weiter: Erdbeermarmelade auf das Brötchen oder doch lieber Kirsch- oder Aprikosenmarmelade?

Dazu Tee oder heute Morgen lieber mal Kaffee? Mit Milch und/oder Zucker? 

„Wer die Wahl hat, hat die Qual.“

Wie auch immer ich mich in Sachen Frühstück entscheide. Es hat keine großen Auswirkungen auf mein gesamtes Leben.

Bei anderen Entscheidungen sieht das schon anders aus. Welchen Beruf soll ich ergreifen? Eine Ausbildung absolvieren oder doch besser studieren?

Welches Jobangebot nehme ich dann an? Und: An welchem Ort wohne und arbeite ich?

Diese Entscheidungen haben große Auswirkungen auf mein Leben, aber es bietet sich auch da immer noch eine ganze Reihe von Entscheidungsmöglichkeiten an. Ich kann dann immer noch so oder so entscheiden. Und beide Entscheidungen haben dann immer noch ihre Stärken. 

Wie anders, liebe Gemeinde, sieht das aber bei der Entscheidung aus, vor die Mose heute in unserem Text das Volk Israel stellt.

„Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen!“

Leben oder Tod? Segen oder Fluch?

Das dürfte doch an sich keine Frage sein, was die Israeliten da wählen! So würden wir wohl denken. Wer schlüge schon das Leben aus und wählte bewusst seinen Tod?

Wer zöge ernsthaft den Fluch dem Segen vor?

Doch offenbar ist sich Mose da bei seinem Volk nicht so sicher! 

Er ermahnt jeden einzelnen eindringlich: „Wähle das Leben!“

Wie das gelingen kann? Das ist für ihn ganz klar!

Das Leben wählt, wer die Gebote Gottes hält!

Das Leben mit Gott wählt, wer dessen Gebote hält.

Diese Gewissheit gilt, seit Gott dem Volk Israel am Berg Sinai die Gebote gegeben hat.

Sie sind der Schlüssel zum Leben. Mit Gott und mit einander.

Wenn heutzutage Menschen den Begriff „10 Gebote“ hören, dann wenden sie sich oftmals mit Schrecken ab. Gebote, das klingt nach Unfreiheit, nach Bevormundung, nach „Klein-gemacht-werden“!

Doch das genaue Gegenteil, liebe Gemeinde, ist der Fall. Die Gebote sind kein Käfig in den Gott uns sperrt – und sei es ein Goldener – nein, seine 10 Gebote machen uns frei und ermöglichen uns ein gelingendes Leben.

Wenn ich mit unseren Konfirmanden über die Gebote spreche, dann erzähle ich ihnen immer, dass diese keine Gitterstäbe sind, sondern vielmehr wie Leitpfosten an der Straße. Ihr kennt die alle, diese schwarz-weißen Pfähle mit Reflektoren.

Sie leiten mich sicher auf der Fahrbahn, dass ich nicht von Weg abkomme, mich und andere nicht gefährde und sicher an mein Ziel gelange.

So ermöglichen die 10 Gebote mir und allen Menschen ein freies Leben, ohne Angst: Als Leitpfosten auf meinem Lebensweg!

Ich weiß, wie ich mit Gott leben darf, ohne dabei mein Leben zu riskieren. Die ersten drei Gebote erzählen davon: Einen Gott verehren, seinen Namen heiligen, seine Feiertage halten.

Die restlichen sieben Gebote sagen mir, wie ich gut mit anderen Menschen leben kann, ohne dass sie mich oder ich sie in ihrem Menschsein, in ihrer Würde als Gegenüber Gottes verletzte.

Unser Leben ist immer eine unendlich wertvolle Gabe Gottes: Es soll unversehrt sein.

Daher nehmen uns die 10 Gebote nicht das Leben, nein, sie ermöglichen es uns erst, unser Leben ohne Angst in seiner ganzen Fülle zu entfalten. Mit Gott und miteinander!

Gottes Liebe zu uns bildet sich in jedem der 10 Gebote ab. 

Einige Beispiele gefällig?

5. Gebot: Du sollst nicht töten: Unser Leben ist Geschenk Gottes. Keiner hat das Recht, es einem anderen zu nehmen ohne Gott selbst damit zu treffen. Der andere ist Gegenüber Gottes – wie ich!

8. Gebot: Du sollst nicht lügen und keine Gerüchte verbreiten. 

Gott ist ein Gott der Wahrheit. Er geht ehrlich mit uns um. Daher soll die Lüge nicht die Wahrheit verdecken.

So könnten wir das für alle Gebote durchbuchstabieren.

Die Gebote sind Gottes Gebote an uns, damit wir frei und erfüllt leben!

„Wähle das Leben!“ heißt dann also: „Halte die Gebote Gottes!“

Das ist nach Mose die Grundlage für die Israeliten, für ein gesegnetes Leben, in dem es den Menschen an nichts fehlen wird.

„Wähle das Leben!“ Wer würde da also nicht sofort zugreifen wollen?

Doch, offenbar, ist die Sache nicht so einfach. Wie oft wählen die Menschen, wir Menschen, eben nicht, was zum Leben hilft, was dem Leben dient?

Sonst würde es in unserer Welt und in unserer Kirche ganz gewiss anders aussehen….

Vor allem das 1. Gebot, Gott über alle Dinge zu stellen, ihm mit größtmöglicher Ehrfurcht zu begegnen, ihn bedingungslos zu lieben und ihm absolut zu vertrauen, kommt oftmals unter die Räder.

Anderes in meinem Leben ist scheinbar spannender, wichtiger, unterhaltsamer, bunter. Zumindest kurzfristig! 

Ob das aber zum Leben dient? Guckt euch in der Welt um, die Antwort findet ihr da! Sie liegt offen zu Tage, unübersehbar!

Bei der Auswahl zwischen Leben und Tod, zwischen Fluch und Segen wählen wir Menschen oftmals das, was wir für Leben halten, was wir für segensreich erachten.

Und das meint das Gegenteil von dem, was Gott an Leben für uns bereithält.

Leben bei und mit Gott, das meint, sich von ihm gehalten zu wissen, in allen Momenten des Leben und sogar darüber hinaus.

Mit ihm zu leben bedeutet, seine Liebe zu erfahren und sie an anderen ebenso verschwenderisch wie bedingungslos weiterzugeben.

Im Glauben an Gott zu leben, hat automatisch Respekt vor der gesamten Schöpfung zur Folge. 

„Wähle das Leben!“ ist dann keine bedeutungslose Floskel, mit der Mose die Israeliten vor der Inbesitznahme des gelobten Landes noch einmal auf Gott einschwören will.

Nein, gerade an diese Stelle des Übergangs ist es eine ernstgemeinte Warnung, das eigene Leben und das des ganzen Volkes nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen und zu verlieren.

Leben, erfülltes Leben, Leben in Fülle, so weiß Mose, ist nur bei und mit Gott zu finden.

Daher mahnt er: „Wähle das Leben!“ „Halte Gottes Gebote!“

Doch wir alle wissen, liebe Gemeinde, das ist alles andere als leicht.

Wenn es so ist, dass nur mit Gott lebt, wer immer alle Gebote hält, dann wird keiner dieses Leben je leben können.

Keiner? Das ist nicht ganz richtig! Denn einer ist da, der alle Gebote hält. Immer. Ein einziger! Einer ist da, der das 1. Gebot mit jeder Faser seines Körpers lebt, weil er selbst Teil Gottes ist. Einer ist da, der bis zu seinem Tode, bis zu seinem Tode am Kreuz Gott die Ehre gibt und sich nicht ein Komma von Gottes Geboten abhandeln lässt.

Wen ich meine? Ganz klar: Jesus Christus!

Er ist der Eine, der alle Gebote hält. Er ist der Eine, der zugleich unser Scheitern an den Geboten auf sich nimmt, der den Fluch des Todes, den wir verdienten, auf sich nimmt und uns Anteil an seinem Leben gibt. Wer ihm vertraut, der kann das so erleben!

„Wähle das Leben!“, wäre für uns heute also mehr als „Halte die Gebote!“ Das natürlich auch, aber durch unser Scheitern daran sind wir auf Jesus gewiesen. Gott hat ihn für uns in diese Welt gesandt, dass er den Fluch unseres Scheiterns auf sich nimmt. Gott hat ihn gesandt, dass er unseren Tod stirbt. Dadurch erhalten wir Leben und erfahren Segen!

Denn Gott will unser Leben, daran hat sich nichts geändert. Und so schenkt er uns aus lauter Liebe Anteil an dem Leben Jesu. Schon hier und jetzt in dieser Welt und einmal auch in Ewigkeit!

„Wähle das Leben!“ heißt dann für uns: „Wählt das Leben mit dem, der selbst Weg, Wahrheit und Leben ist! Wählt das Leben mit Jesus, der Leben die Fülle für euch bereithält.

Wenn das so einfach wäre, liebe Gemeinde! Könnten wir einfach so das Leben mit Jesus wählen, dann wären wir auch imstande, die 10 Gebote alle zu halten.

Doch aus eigener Kraft können wir das nicht. In unserem Predigttest, da hat Gott schon den Weg den Israeliten geebnet: Er hat das Herz der Israeliten beschnitten, das heißt, geöffnet für sein Wort und seine Gebote.

Und so hat er durch Jesus auch unser Herz geöffnet.

„Wähle das Leben!“, das ist uns nur möglich, weil wir schon er-wählt sind, von Gott durch Jesus.

Er wird Mensch wie wir. Er teilt unser Leben. Er trägt unsere Schuld und lässt uns an seiner Lebensfülle Anteil haben.

„Erwähle das Leben!“, das ist uns also nur möglich, weil wir schon durch Jesus er-wählt sind. Unser Glaube ist immer Geschenk. Ebenso unsere Erwählung.

„Wer die Wahl hat, hat die Qual?“

Nein, ganz bestimmt nicht bei Gott! 

Denn er hat dich schon lange er-wählt!

AMEN!
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